Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

Schon lange stand Eco Print auf meiner ToDo-Liste und endlich hatte ich die Gelegenheit, an einem Workshop teilzunehmen.

Was ist Eco Print?

Eco Print – auch Pflanzendruck genannt – ist ein Naturdruck-Verfahren, bei dem Stoffe oder Papier mit Pflanzen bzw. pflanzlichen Farbstoffen über Dampf oder im Wasserbad bedruckt bzw. gefärbt werden. Es wird auch Kontaktfärben genannt. Schon im alten Ägypten wurden Farben aus Pflanzen hergestellt, um damit Stoffe einzufärben. Später wurde Eco Print auch als eine frühe Form der Fotografie verwendet, um Pflanzen abzubilden. Nachdem dieses Naturdruck-Verfahren ein wenig in Vergessenheit geraten war bzw. durch neuere Technologien abgelöst wurde, erlebt es in den letzten Jahren aber wieder einen Aufschwung.

Lange Zeit dachte ich, dass Eco Print nur auf Stoffen funktioniert, aber irgendwann hatte ich dann einmal gelesen, dass man damit auch Papier bedrucken kann und seit diesem Zeitpunkt war ich meganeugierig darauf, wie das überhaupt funktionieren kann.

Inzwischen weiß ich es und kann sagen, dass der gesamte Druck-Prozess jedes Mal aufs Neue super spannend ist. Man weiß nie, was dabei herauskommt. Abhängig vom verwendeten Pflanzenmaterial bzw. Papier können die Ergebnisse komplett unterschiedlich ausfallen. Vom exakten Pflanzen-Abdruck bis hin zu aquarellartigen Farbflächen ist alles möglich. Überhaupt kreiert man mit diesem Druckverfahren ausschließlich Unikate, weil sich kein einziger Eco-Print-Abdruck 1:1 reproduzieren lässt (technische Hilfsmittel wie Scanner einmal ausgeschlossen).

Welche Pflanzen eignen sich für Eco Print?

Es gibt sogenannte Färberpflanzen, die ihren Farbstoff beim Färben/Drucken abgeben und es gibt Pflanzen/Naturmaterialien, die selbst nicht färben, dafür aber eine tolle Struktur abgeben. Die Zauberformel lautet: Einfach ausprobieren!

Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

Drucken mit Pflanzen bzw. Pflanzenfarbstoff – von Ahorn bis Zwiebel

Man kann mit Blättern, Gräsern und Blüten wunderschöne Muster und Farbverläufe auf Papier (oder Stoffe) zaubern – ebenso gut funktionieren Zwiebelschalen, Kurkuma, Rotkraut (Blaukraut), Granatapfel u. v. m. – das kennst du ja vielleicht auch schon vom Ostereierfärben mit Naturfarben.

Es ist unmöglich, alle Färberpflanzen aufzulisten. Hier findest du aber eine kleine Auswahl an leicht zugänglichen Pflanzen/Materialien:

  • Ahorn (Blätter)
  • Granatapfel (z. B. aus einer Teebeutel-Mischung)
  • Kurkuma (als Wurzel oder in Pulverform)
  • Schafgarbe (oberirdische Pflanzenteile)
  • Tagetes (Blüten)
  • Brennnessel (oberirdische Pflanzenteile)
  • Efeu (Blätter)
  • Sonnenblume (Blüten & Kerne)
  • Rotkohl (Blaukraut)
  • Brombeere (Beeren)
  • Holunderbeere (Beeren)
  • Avocado (Schalen & Kerne)
  • Birke (Rinde)
  • Stockrose (Blüten)
  • Eibisch (Blüten)
  • Hundsrose (Hagebutten)
  • Weide (Blätter/Zweige)
  • Kaffee (gemahlene Bohnen)
  • Schwarzer Tee (Blätter)
  • Walnuss (Fruchthüllen)
  • Färber-Mädchenauge (mit rotem Ring auf den gelben Blütenblättern – das ist übrigens auch die wunderschöne orange Blüte im Bild oben)
  • Zwiebel rot & gelb (Schalen)
  • u. v. m.

Damit sich aber die Farbpigmente dieser Pflanzen überhaupt auf dem Papier abbilden können, sind ein paar Handgriffe (das Druck-Verfahren im Färbebad) notwendig. Wie das funktioniert, zeige ich dir in einer kurzen Zusammenfassung des Workshops, den ich vor ein paar Tagen bei der lieben Doris @eco_print_doris_reinbacher besucht hatte.

Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

Was braucht man für Eco Print auf Papier?

  • Einen beschichteten Kochtopf (z. B. Emaile – den man nicht mehr zum Kochen verwendet!)
  • Herdplatte zum Kochen
  • Zwei Bretter aus Holz (die in den Kochtopf passen)
  • Zwei Schraubzwingen, mit denen man die Bretter zu einer Presse verschließt
  • Rostige Kleinteile (z. B. Nägel, Schrauben …)
  • Essig
  • Wasser
  • Pflanzen, die man gerne abdrucken möchte
  • Papier (in der Größe der Holzbretter)

Wie funktioniert Eco Print?

Erst einmal heißt es Pflanzen sammeln – je nach Lust und Laune – einfach alles, was man gerne abdrucken möchte. Das können verschiedene Blüten, Blätter und Gräser aus dem Garten sein, aber auch Abfälle wie z. B. Schnittblumen-Reste oder Küchenabfälle, wie Zwiebelschalen funktionieren gut. Man kann die Pflanzen frisch oder getrocknet und gepresst verwenden.

Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

Die Naturmaterialien werden auf einem Blatt Papier (es sollte nicht zu dick sein und nach Möglichkeit Wasser aufnehmen können) verteilt. Lieber mehr, statt weniger. Mein Tipp an dieser Stelle: Belegte Papierblätter unbedingt fotografieren, bevor die Papierbündel ins Wasserbad wandern. So kann man im Nachhinein vielleicht noch ein wenig zurückverfolgen, was gut funktioniert hat und was vielleicht nicht …

Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

Hat man ein paar Papierblätter mit den Naturmaterialien befüllt, werden diese vorsichtig gestapelt und mit den Schraubzwingen zwischen die zwei Holzbretter geklemmt.

Anschließend werden Wasser und Essig mit den rostigen Kleinteilen in den Kochtopf gegeben. Das gepresste Bündel kommt ebenso dazu und sollte mit der Flüssigkeit bedeckt sein. Ggf. kann der Stapel mit einem Stein oder Ziegel zusätzlich beschwert werden, damit das Papier konstant in der Essig-Eisen-Lösung bleibt und nicht oben aufschwimmt.

Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

Durch die Wärme werden die Farbpigmente aus den Pflanzen gelöst. Die Essig-Eisen-Lösung sorgt dafür, dass sich diese Farbpigmente dauerhaft mit der Papieroberfläche verbinden und dort mehr oder weniger aquarellartige Muster hinterlassen.

Aber erst einmal heißt es abwarten und geduldig sein. Der Papier-Stapel wird für ca. 1 Stunde in der Essig-Eisen-Lösung „gekocht“.

Anschließend kann der Stapel vorsichtig (Achtung heiß!) aus dem Bad genommen werden. Es lohnt sich auch jetzt noch ein bisschen abzuwarten, um sich nicht die Finger zu verbrennen!

Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

Geduld wird aber belohnt. Denn nach einer kurzen Abkühlzeit kann das Papier vom Stapel genommen und von den übrig gebliebenen Naturmaterialien befreit werden. Die wunderschönen Druck-Ergebnisse werden sofort sichtbar und enden meist in einem Ausruf von Begeisterung.

Zum Schluss muss das bedruckte Papier noch ordentlich getrocknet und ggf. auch gepresst werden.

Ich bin jedenfalls ziemlich beeindruckt, von den Ergebnissen meiner ersten Eco-Print-Session.

Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier
Eco Print – Pflanzendruck auf Papier

→ Hinweise zum Sammeln von Pflanzen bzw. Naturmaterialien

  • Pflücke nur in deinem eigenen Garten oder z. B. am Wegrand und niemals von privaten oder öffentlichen Flächen.
  • Hände weg von geschützten Pflanzen. Informiere dich vorab, welche Pflanzen unter Naturschutz stehen und daher nicht gepflückt werden dürfen.
  • Nie zu viele Blätter und Blüten von einer Pflanze ernten und keinesfalls die Wurzeln ausreißen. Verwende am besten eine scharfe Gartenschere, um der Pflanze so wenig Schaden wie möglich, zuzufügen.
  • Nur so viel ernten, wie auch verarbeitet werden kann.

Meine Erkenntnis zum Thema Eco Print

Wenn man sich einmal mit den unterschiedlichen Pflanzen beschäftigt, betrachtet man die Natur auf einmal viel aufmerksamer und mit anderen Augen. Man schaut plötzlich viel genauer hin und fragt sich, ob sich dieses Blatt, das Gras oder die Blüte wohl auch gut mit Eco Print verarbeiten ließe? Mir geht es zumindest so, wenn ich meine tägliche Runde in der Natur drehe. „Ausprobieren!“ heißt ab jetzt die Devise!

Ich halte dich jedenfalls auf dem Laufenden. Alles Liebe ♡

Katja Haas | PapierLiebe

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