Handlettering & Kalligrafie für Linkshänder

Handlettering & Kalligrafie für Linkshänder – mit Freude statt Frust

Schön schreiben für Linkshänder – Tipps für Brushpen & Spitzfeder

Wenn du Linkshänder bist, kennst du das bestimmt: Du setzt voller Vorfreude deinen Brush Pen (Pinselstift) oder die Spitzfeder aufs Papier – und nach ein paar Buchstaben bist du frustriert: Die Tinte verschmiert, die Linien sind ungleichmäßig, und irgendwie fühlt sich das alles gar nicht so schön fließend an, wie du es dir erhofft hast.

Wenn du Linkshänder*in bist, bist du damit nicht allein. Viele meiner Workshop-Teilnehmerinnen berichten mir genau das. Aber die gute Nachricht ist:

Auch mit der linken Hand lässt sich wunderbar schreiben – mit den richtigen Tricks, Materialien und einer Portion Geduld.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Warum Linkshänder:innen beim Schreiben mit Brush Pens oder Spitzfedern oft vor besonderen Herausforderungen stehen
  • Wie du mit einfachen Anpassungen mehr Leichtigkeit und Freude in dein Lettering bringst
  • Welche Materialien wirklich gut funktionieren
  • Und warum du auf keinen Fall an dir zweifeln musst – sondern einfach loslegen darfst

 

Bevor wir gemeinsam in die Welt des schönen Schreibens mit der linken Hand eintauchen, möchte ich dir noch etwas mitgeben: Ich selbst bin zwar keine Linkshänderin – zumindest nicht offiziell. 😉 Aber meine Schwester hat mir einmal erzählt, dass ich als kleines Kind den Stift immer zuerst in die linke Hand genommen habe. Irgendwann hab ich das wohl „verlernt“ – oder ich habe es mir anders angewöhnt. Erinnern kann ich mich daran ehrlich gesagt nicht… 🙈

Was ich dir also in diesem Blogbeitrag mitgebe, sind keine Tipps aus eigener Schreiberfahrung mit links – sondern Empfehlungen, die ich über viele Jahre in meinen Workshops und Kursen zusammengetragen habe. Durch Gespräche mit Linkshänder:innen, durch ihr Feedback, ihre Fragen, ihre Aha-Momente.

Und genau deshalb ist mir dieses Thema wichtig: Weil ich weiß, wie frustrierend der Einstieg manchmal sein kann – und wie schön es ist, wenn plötzlich alles ins Fließen kommt.♡

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Warum Linkshänder oft anders schreiben – und was das bedeutet

Linkshänder schreiben meist „von innen nach außen“ – das heißt, die Hand folgt der Spitze und streicht oft über die frische Tinte. Das führt häufig zu:

  • Verschmieren
  • Ungünstigen Schreibwinkeln
  • Haken oder Kratzen auf dem Papier
  • Unbequemem „Verbiegen“ der Hand

Aber: All das lässt sich vermeiden oder verbessern, wenn du deine Handhaltung, das Papier und deine Werkzeuge bewusst auf dich abstimmst.

Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, einen eigenen Weg zu finden – Schritt für Schritt.

Übung macht den Meister – Brush-Lettering

Teil 1: Brush Lettering mit der linken Hand

Brush Lettering – also das Schreiben mit einem flexiblen Pinselstift – ist für viele der Einstieg in die Welt der modernen Kalligrafie. Die weiche Spitze reagiert auf Druck: Je fester du aufdrückst, desto dicker wird der Strich. Diese Technik ermöglicht elegante Schriftbilder mit spannenden Kontrasten.

Doch genau hier liegt für Linkshänder:innen oft die Herausforderung:
Die Hand streicht beim Schreiben über die vielleicht noch nicht ganz trockene Farbe, und die Bewegung, die eigentlich ein „Ziehen“ sein sollte, wird schnell zum unbeabsichtigten „Schieben“. Die Folge: verschmierte Linien, fransende Spitzen – und manchmal auch Frust.

Damit das nicht passiert, findest du hier Tipps und Tricks, wie du als Linkshänder:in den Brushpen ganz entspannt und kontrolliert nutzen kannst.

✅ Das brauchst du für den Start als Linkshänder:

✅ Tipps, für mehr Leichtigkeit beim Schreiben:

  • Dreh dein Blatt leicht im Uhrzeigersinn (ca. 30–45°). So kannst du den Stift besser „ziehen“ statt zu „schieben“. Das sorgt für sauberere Linien und eine entspanntere Handhaltung.
  • Starte mit kleinen Brushpens. Sie geben dir mehr Kontrolle über Druck und Richtung – das macht den Einstieg wesentlich einfacher.
  • Übe gezielt die Druckkontrolle: Dünne Aufstriche brauchen nur ganz wenig Druck, dicke Abstriche etwas mehr. Achte unbedingt darauf, beim Schieben nicht zu drücken – das beschädigt die Stiftspitze und ergibt ungleichmäßige Linien.
  • Nutze Übungsblätter mit leicht schrägen Hilfslinien. Sie helfen dir, die typische Neigung der Buchstaben besser zu treffen und einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden.
  • Teste verschiedene Schreibwinkel. Brushpens reagieren auf Haltung und Winkel. Oft ist es hilfreich, den Stift etwas flacher zu halten als beim normalen Schreiben – so bleibt die Kontrolle über die Strichstärke besser erhalten.
  • Führe die Hand unterhalb der Zeile, wenn das für dich angenehm ist. So hast du eine bessere Sicht auf das Geschriebene und verwischst keine frische Tinte.
  • Beginne mit einfachen Buchstabenformen wie „i“, „a“, „n“. Diese geben dir ein schnelles Erfolgserlebnis und helfen dabei, deine Bewegungsabläufe zu festigen.
Übung macht den Meister – Kalligrafie

Teil 2: Kalligrafie mit der Spitzfeder – entspannt schreiben mit der linken Hand

Die Spitzfeder ist das klassische Werkzeug der feinen Kalligrafie – besonders bekannt aus Stilrichtungen wie Copperplate oder moderner Script-Kalligrafie. Sie besteht aus zwei Federschenkeln, die sich bei Druck öffnen und dadurch feine bis kräftige Linien ermöglichen.

Doch: Die Spitzfeder verzeiht kaum falsche Bewegungen. Wenn sie geschoben statt gezogen wird, kann sie leicht haken oder das Papier zerkratzen. Genau das passiert Linkshänder:innen oft, weil die typische Strichrichtung (von links oben nach rechts unten) mit der linken Hand schwieriger zu führen ist – vor allem ohne die richtige Ausrichtung und Haltung.

Mit ein paar Anpassungen bei Material, Haltung und Technik kannst du als Linkshänder:in aber auch mit der Spitzfeder sicher und mit Freude schreiben. Hier erfährst du, wie.

✅ Das brauchst du für den Einstieg:

  • Einen passenden Federhalter – idealerweise ein Linkshänder-Oblique-Halter (z. B. von Speedball*), wenn du mit der Hand unterhalb der Zeile schreibst („Underwriter“). Schreibst du im „Hook Style“ (Hand über der Zeile), reicht meist ein gerader Halter.
  • Eine stabile, anfängerfreundliche Spitzfeder – z. B. die Nikko G* – sie ist flexibel, aber nicht zu empfindlich.
  • Glattes, nicht zu saugendes Papier – wie Rhodia*, Clairefontaine* oder Markerpapier*. So bleibt die Tinte sauber auf dem Papier und die Feder hakt nicht.
  • Schnelltrocknende Tinte (z. B. Speedball India Ink*) oder Trocknungshilfen – das verhindert das Verwischen beim Schreiben mit der linken Hand.

✅ Tipps für einen erfolgreichen Start:

  • Dreh dein Papier leicht im Uhrzeigersinn (ca. 30–45°) – so kannst du die Feder in einem angenehmen Winkel über das Papier ziehen, ohne sie gegen die Strichrichtung zu schieben. Das schützt sowohl die Feder als auch das Schriftbild.
  • Finde deine natürliche Handhaltung. Schreibst du mit der Hand unterhalb der Zeile („Underwriter“), kannst du gut mit einem Linkshänder-Oblique-Halter arbeiten. Schreibst du über der Zeile („Hook Style“), ist ein gerader Halter oft besser geeignet. Wichtig ist: Es muss sich für dich bequem anfühlen.
  • Führe die Feder in Zugbewegungen. Die Spitzfeder ist dafür gemacht, in bestimmten Richtungen zu „ziehen“ – meist von links oben nach rechts unten (Abstriche). Achte darauf, sie nicht zu schieben, sonst kratzt oder hakt sie im Papier.
  • Übe zunächst einfache Grundformen, wie Aufstriche (dünn), Abstriche (mit Druck), Ovale und Bögen. Diese wiederholen sich in vielen Buchstaben und helfen dir, ein gutes Gefühl für Feder und Tinte zu entwickeln. Viele Übungen und Vorlagen sind für Rechtshänder:innen optimiert. Als Linkshänder:in lohnt es sich, Grundstriche so zu üben, wie sie sich natürlich für dich anfühlen, ohne gegen den Federwiderstand zu arbeiten. Passe z. B. Aufwärts- und Abwärtsstriche entsprechend deiner Handbewegung an.
  • Arbeite langsam und gleichmäßig. Anders als beim schnellen Schreiben ist Kalligrafie ein bewusstes, achtsames Tun. Es geht nicht darum, besonders schnell zu sein – sondern darum, die Kontrolle über Druck und Bewegung zu finden.
  • Trocknungszeit beachten. Nutze ggf. ein Stück Papier oder Butterbrotpapier unter deiner Hand, um frisch geschriebene Linien nicht zu verwischen. Alternativ: mit dem Fön auf niedrigster Stufe kurz nachtrocknen (besonders bei Online-Workshops beliebt!).
  • Bleib geduldig mit dir selbst. Gerade zu Beginn braucht es etwas Zeit, bis sich der Umgang mit der Spitzfeder vertraut anfühlt – besonders, wenn du mit links schreibst. Jeder Strich ist ein Schritt nach vorn.

Underwriter vs. Hook Writer – Wie hältst du deinen Stift?

Wenn Linkshänder:innen schreiben, machen sie das oft auf ganz unterschiedliche Weise – je nachdem, wie sie ihre Hand halten.

1️⃣ Underwriter – die Unter-der-Zeile-Schreiberin

Als Underwriter führst du deine Hand unterhalb der Schreibzeile – also eher so, wie Rechtshänder:innen schreiben, nur eben gespiegelt. Deine Hand bleibt gerade, du kannst die Buchstaben gut sehen, und der Stift „zieht“ sanft über das Papier.

Vorteil: Diese Haltung eignet sich super für Kalligrafie, weil du leicht eine schöne Strichführung hinbekommst – besonders mit einem Linkshänder-Oblique-Halter.

2️⃣ Hook Writer – die Über-die-Zeile-Schreiberin

Als Hook Writer (Overwriter) machst du einen kleinen Bogen mit der Hand – sie „hakt“ sich quasi über die Zeile. Deine Finger zeigen eher nach unten, das Handgelenk ist stark gebeugt, und du schreibst von oben nach unten über das Geschriebene.

Vorteil: Fürs normale Schreiben ist das oft eine Gewohnheit.
Nachteil: Beim Brush Lettering oder mit der Spitzfeder kann es schwieriger sein, weil du schneller Tinte verschmierst oder die Feder in eine ungünstige Richtung führst.

Du bist dir nicht sicher, welcher Typ du bist?

Schreib ein paar Wörter auf ein Blatt Papier und schau, wo deine Hand in Bezug zur Zeile liegt – oberhalb oder unterhalb. Es gibt kein Richtig oder Falsch – wichtig ist nur, zu wissen, was für dich funktioniert, um die passenden Materialien und Bewegungen zu finden.

Brush Pen oder Spitzfeder – Womit starte ich am besten?

Gerade am Anfang stellt sich oft die Frage: Was ist besser für den Einstieg – Brushpen oder Spitzfeder? Beides hat seinen Reiz, aber wenn du noch ganz neu im schönen Schreiben bist, empfehle ich dir:

👉 Starte mit dem Brush Pen.
Er ist unkompliziert in der Handhabung, braucht kein zusätzliches Zubehör (wie Tinte oder Federhalter) und verzeiht kleine Unregelmäßigkeiten eher. Besonders für Linkshänder*innen ist der Einstieg damit oft entspannter, weil du dich erst mal ganz auf die Bewegungen und die Druckführung konzentrieren kannst – ohne dich um Tintenkleckse oder Federwinkel sorgen zu müssen.

Wenn du dann das Gefühl für Buchstabenformen und Strichdynamik entwickelt hast, kannst du mit der Spitzfeder noch tiefer in die Kalligrafie eintauchen.

💛 Wichtig ist: Fang dort an, wo es sich für dich leicht anfühlt. Es gibt kein „richtig“ – nur dein Tempo und dein Weg.

Katja Haas Lettering-Vorlagen

Kostenlose Übungsvorlagen für deinen Start

Auch wenn meine Übungsblätter nicht speziell für Linkshänder:innen gestaltet sind, eignen sie sich wunderbar zum Mitüben – egal, mit welcher Hand du schreibst. Du findest darin liebevoll gestaltete Alphabete, Grundstriche, Wort-Vorlagen und vieles mehr, um dein Handlettering Schritt für Schritt zu vertiefen.

👉 Du kannst dir alle Vorlagen ganz einfach und kostenlos in meiner Handlettering- & Design-Bibliothek herunterladen.

Melde dich dort mit deiner E-Mail-Adresse an und erhalte sofort Zugang zu allen Materialien – als kleine kreative Auszeit für zwischendurch oder zum Dranbleiben mit System. Ich freue mich, wenn du dabei bist! 🫶🏻

Ich hoffe, dieser Beitrag konnte dir ein Stück Orientierung geben – oder sogar Lust darauf machen, es einfach mal (wieder) zu probieren. Denn egal ob mit Brushpen oder Spitzfeder: Auch als Linkshänder:in darf das Schreiben schön, fließend und wohltuend sein.

Alle Tipps, die du hier findest, stammen aus echten Erfahrungen – gesammelt in meinen Kursen, durch viele Rückmeldungen von Teilnehmer:innen und durch neugierige Gespräche mit Linkshänder:innen, die nicht aufgegeben haben, bis es funktioniert hat.

Und weil ich selbst (vielleicht ein kleines bisschen 😉) links geprägt bin, aber eben keine klassische Linkshänderin, freue ich mich umso mehr über dein Feedback!

👉 Wenn du selbst „mit links“ schreibst und noch zusätzliche Tipps, Ideen oder Fragen hast: Schreib mir gerne eine Nachricht an info@papier-liebe.at! Ich freue mich immer über echten Austausch und neue Perspektiven – für mehr Schreibfreude auf allen Seiten.

Alles Liebe ♡ HAPPY LETTERING

Katja Haas PapierLiebe Unterschrift

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